Postoperative Komplikationen bei dermatochirurgischen Patienten im Rahmen der stationären mikroskopisch-kontrollierten Chirurgie: Eine monozentrische epidemiologische Studie

J Dtsch Dermatol Ges. 2020 Dec;18(12):1437-1448. doi: 10.1111/ddg.14148_g.
[Article in German]

Abstract

Hintergrund: Postoperative Wundinfektionen (surgical site infections, SSI), Blutungen und Nekrosen sind mögliche Komplikationen im Rahmen dermatochirurgischer Eingriffe. Während für die Mohs-Chirurgie (same-day surgery) die Komplikationsraten gut beschrieben sind, ist für die in Deutschland etablierte stationäre mikroskopisch-kontrollierte Chirurgie (next-day surgery) die Datenlage begrenzt.

Patienten und methodik: Wir führten eine retrospektive Analyse der Patientenakten durch und bezogen uns auf die Patienten, die im Jahr 2017 (12 Monate) im Rahmen einer mikroskopisch-kontrollierten Hautchirurgie in der Klinik für Dermatologie und Allergologie des Universitätsklinikums der RWTH Aachen (Aachen, Deutschland) stationär behandelt wurden.

Ergebnisse: 319 Patienten wurden in dem untersuchten Zeitraum 528 dermatochirurgischen Eingriffen unterzogen. Blutungen und Nekrosen traten bei 3,8 % (20/528) beziehungsweise 1,7 % (9/528) der Eingriffe auf. SSI traten in 5,1 % (27/528) der Fälle auf. Das Auftreten von Blutungen war ein statistisch signifikanter Risikofaktor für SSI (p = 0,01). Darüber hinaus waren Blutungen, SSI und Wundverschluss mittels einer Vollhauttransplantation statistisch signifikante Risikofaktoren für die Entwicklung einer Nekrose (p < 0,05). Diabetes mellitus und Immunsuppression erwiesen sich nicht als statistisch signifikante Risikofaktoren für die Entwicklung einer SSI oder Nekrose nach dermatologischen Operationen (p > 0,05).

Schlussfolgerungen: Die Komplikationsraten bei stationären mikroskopisch-kontrollierten dermatochirurgischen Eingriffen (next-day surgery) sind relativ niedrig und vergleichbar mit den für die Mohs-Chirurgie (same-day surgery) beschriebenen Daten. Daher ist es wahrscheinlich möglich, einige evidenzbasierte, perioperative, für die Mohs-Chirurgie entwickelte Empfehlungen auf die deutschen Standards für die stationäre Hautchirurgie zu übertragen. Dennoch sind prospektive Studien mit größeren Patientenzahlen erforderlich, um zuverlässige Empfehlungen speziell für die mikroskopisch-kontrollierte Chirurgie der Haut (next-day surgery) zu formulieren.