Sensibilisierungsraten für häufige Inhalationsallergene in Deutschland - Anstieg und Veränderung der Muster über die vergangenen 20 Jahre

J Dtsch Dermatol Ges. 2021 Jan;19(1):37-46. doi: 10.1111/ddg.14312_g.
[Article in German]

Abstract

Hintergrund: Die Sensibilisierungsraten für Aeroallergene steigen weltweit. Die Prävalenz nimmt insbesondere in den westlichen Ländern zu. Ziel dieser Arbeit war es, (1) Sensibilisierungsraten und (2) Kreuzsensibilisierungsmuster in Haut-Prick-Tests (HPTs) für die wichtigsten Inhalationsallergene in Mitteldeutschland, angepasst an den regionalen Pollenflug, über 20 Jahre hinweg zu untersuchen.

Patienten und methodik: In dieser monozentrischen Studie wurden HPTs für Baumpollen, Gräserpollen und Hausstaubmilben (HDM) bei 4315 Patienten, darunter auch Kinder, mit Verdacht auf Atemwegsallergien von 1998-2017 ausgewertet.

Ergebnisse: Die Sensibilisierungsraten für fast alle Aeroallergene zeigten einen signifikanten Anstieg über die Jahre, ohne relevante Veränderungen der regionalen Pollenzahlen. Die aktuellen Sensibilisierungsraten bei allen symptomatischen Patienten waren am höchsten für Gräser- (55,3 %) und Roggenpollen (59,6 %), wobei die HDM-Sensibilisierung im Laufe der Zeit am stärksten zunahm (von 37,8 % auf aktuell 50,1 %). Ein geringer, aber konsistenter Anteil der Baumpollen-sensibilisierten Patienten (3,6-7,8 %) zeigte jedoch isolierte positive HPTs auf Erlen- und/oder Haselpollen ohne Sensibilisierung auf Birkenpollen.

Schlussfolgerungen: Wir zeigen einen signifikanten Anstieg der Gesamtzahl der sensibilisierten Patienten sowie eine Zunahme der Kreuzsensibilisierung gegen eng verwandte Allergene. Patienten mit ungewöhnlichen Monosensibilisierungsprofilen gegenüber häufigen Inhalationsallergenen müssen genauer untersucht werden, da diese Patienten derzeit von klinischen Studien zur Allergen-Immuntherapie ausgeschlossen sind.