[Body-Mass-Index vs. Taille-zu-Größe-Verhältnis bei Patientinnen mit Lipohyperplasia dolorosa (vulgo Lipödem)]

J Dtsch Dermatol Ges. 2023 Oct;21(10):1179-1187. doi: 10.1111/ddg.15182_g.
[Article in German]

Abstract

Hintergrund: Das Lipödem, auch Lipohyperplasia dolorosa (LiDo) genannt, ist eine schmerzhafte Erkrankung von Frauen, die zu einer unverhältnismäßigen Ansammlung von subkutanem Fettgewebe in den Extremitäten führt. Das Risiko für Diabetes und kardiometabolische Störungen ist im Vergleich zur Adipositas geringer, doch kann eine gleichzeitige Adipositas die Diagnose und Behandlung erschweren.

Patientinnen und methodik: Diese retrospektive Studie umfasste 607 LiDo-Patientinnen, ≥ 18 Jahre, Stadium 1-3, aus Deutschland, dem Vereinigten Königreich und Spanien. Die Daten wurden im Rahmen der Standard-Erstuntersuchung erhoben.

Ergebnisse: Basierend auf dem Verhältnis von Taillenumfang zu Körpergröße (Waist-to-Height-Ratio; WHtR) waren 15,2% der Patientinnen untergewichtig, 45,5% normalgewichtig, 22,1% übergewichtig und 17,3% adipös. Es bestand ein signifikanter Zusammenhang zwischen der WHtR-Kategorie und der Altersgruppe. Der Body-Mass-Index (BMI) wird häufig überschätzt, was zu Fehldiagnosen von Fettleibigkeit führt.

Schlussfolgerungen: Die Verwendung des BMI hat auch Auswirkungen auf die jüngste Entscheidung des Gemeinsamen Bundesausschusses über die Kostenerstattung von Fettabsaugungen durch die Krankenkassen. Patientinnen mit einem BMI von über 40 kg/m2 sind von der Kostenübernahme ausgeschlossen, und Patientinnen mit einem BMI zwischen 35 kg/m2 und 40 kg/m2 müssen zunächst eine konservative Adipositastherapie erhalten. Die alleinige Verwendung des BMI bei Lipödemen ist unzuverlässig und führt im Gegensatz zum WHtR zu ungenauen Diagnosen, die Übergewicht und Adipositas überbewerten.

Keywords: Body-Mass-Index; Lipedema; Lipödem; Verhältnis von Taille zu Körpergröße; body mass index; coincident obesity; gleichzeitige Adipositas; waist-to-height ratio.